Mittwoch, 12. März 2014

Mutter-Kind-Kur #1 - Antragstellung und Co.

Hallo ihr Lieben,

hier nun mein Post zum Thema Mutter-/Vater-Kind-Kur.
Er ist ein wenig lang geworden, dabei habe ich schon versucht mich kurz zu halten. :-)


Mutter/Vater sein ist anstrengend. Egal ob mit einem oder mehreren Kindern, verheiratet, alleinerziehend, berufstätig oder nicht. Der Alltag kann einem zwischendurch einfach mal zu viel werden. Dauerstress macht krank. Der gesunde Mensch ist gekennzeichnet durch die Harmonie von Körper, Geist und Seele. Ist einer dieser Faktoren gestört, wird das innere Gleichgewicht blockiert und der Mensch wird krank.
Eine Mutter-Kind-Kur kann dieses Gleichgewicht für die Gesundheit wieder herstellen.

Voraussetzungen
Grundsätzlich können alle Mütter oder Väter eine Mutter-/Vater-Kind-Kur beantragen, wenn der Arzt eine Kur befürwortet und die Trennung vom Kind/Elternteil nicht möglich oder unzumutbar ist. Oder auch bei dem Kind eine Behandlungsbedürftigkeit vorliegt, welche vom Arzt ebenfalls attestiert werden muss.

Euch sollte allerdings bewusst sein, dass eine Rehabilitationsmaßnahme kein Urlaub auf Rezept ist, sondern eine vorbeugende Maßnahme um Abstand vom Alltag zu nehmen, Kraft zu schöpfen, Grenzen zu setzen und mit neuem Mut den zukünftigen Alltag besser bewältigen zu können. Also eine Hilfe zur Selbsthilfe, durch ärztliche Anweisungen und Ratschläge.


Wie beantrage ich eine Mutter-Kind-Kur?
Die notwendigen Formulare für den Kurantrag erhaltet ihr bei Eurer Krankenkasse, diversen Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, der ArbeitsgemeinschaftEltern & Kind Kliniken oder dem Mutter-Kind-Hilfswerk e.V.
Bei den beiden zuletzt genannten Stellen erhaltet ihr auch Hinweise darauf was ihr beim Ausfüllen des Antrages beachten solltet und welche Formulierungen enthalten sein sollten.

In dem Selbstauskunftsbogen könnt ihr Eure Gesamtsituation ausführlich beschreiben. Hier ist es auch Hilfreich ein Zusatzblatt zu nutzen, falls Euch der Platz auf dem Formular nicht ausreicht. Ich habe damals drei A4-Zusatzblätter mitgeschickt.
Scheut Euch nicht, neben den gesundheitlichen Beschwerden auch zusätzliche Belastungen, wie zum Beispiel finanzielle Probleme, Eheprobleme, Erziehungsschwierigkeiten oder ein krankes Kind zu erwähnen.

Wichtig ist auch, dass im ärztlichen Attest glaubwürdig gemacht wird, dass ihr kurbedürftig seid. Macht zum Ausfüllen einen Termin, um Eure Probleme ausführlich deutlich machen zu können oder überlasst Eurem Arzt zumindest Euren Selbstauskunftsbogen. Erwartet aber bitte nicht, dass ihr den Antrag gleich mitnehmen könnt! Dies ist aus Zeitgründen meistens nicht möglich.

Den ausgefüllten Antrag (ärztliches Attest und Selbstauskunft) schickt ihr dann zur Krankenkasse (hier empfiehlt sich das Absenden mittels Einschreiben) oder ihr gebt den Antrag persönlich ab, um sicher zu gehen, dass dieser auch wirklich ankommt.
Ja ja, ich habe schon diverse Erfahrungen mit Anträgen gemacht, die angeblich nicht angekommen waren, einmal sogar obwohl mir in einem vorherigen Schreiben bestätigt wurde das dieser angekommen sei.


Welche Klinik?
Mit Anforderung der Antragsformulare habe ich mich im Internet schon einmal schlau gemacht, welche Kliniken und welche Therapie-/Behandlungsmöglichkeiten es dort gibt. Bei Kliniken die für mich in Frage kamen, habe ich dann Prospekte angefordert, um einen genaueren Einblick zu erhalten. Dies könnt ihr entweder telefonisch oder teilweise auch direkt über die Seite der Kliniken machen.
Ihr habt die Möglichkeit Eure Wunschklinik schon im Kurantrag/Selbstauskunftsbogen anzugeben, sofern ihr Euch vor dem Absenden dieser schon erkundigt habt. Hier empfiehlt es sich eine kurze Begründung mit anzugeben, warum diese Klinik für Euch sinnvoll ist.

Sofern nicht nur ihr kurbedürftig seid, sondern auch Eure Kinder, beachtet bitte das die Klinik für Euch beide geeignet sein sollte!

Erkundigt Euch über die Therapien die angeboten werden. Die Klinik nutzt nichts, wenn sie nur vermeintliche Vorteile (wie eine kurze Anfahrtszeit oder eine Lieblingsregion) für Euch bietet, aber nicht zu Eurem Krankheitsbild passt.
Erkundigt Euch auch in Internetforen über Erfahrungen, die andere in den Kliniken gemacht haben (zum Beispiel schlechte Therapien oder Sauberkeit). So könnt ihr die Auswahl der Kliniken eingrenzen, vergesst dabei aber bitte nicht, dass die Kur kein Hotelaufenthalt ist!

Desweiteren solltet ihr Euch auch über die Mitnahme bzw. Übernachtungsmöglichkeit einer Begleitperson/für Besucher erkundigen, sofern ihr dies vorhabt. Es gibt Häuser, die dies komplett ausschliessen, bei anderen fällt ein Pauschalbetrag an oder es wird von der Anzahl der Begleit-/Therapiekinder abhängig gemacht.

Ein Tipp den ich Euch geben kann. Beantragt die Kur im Winter, da die Häuser dann schneller einen Platz frei haben bzw. auch der Antrag schneller bearbeitet wird.
In den Sommermonaten, vor allem in den Ferien, wollen alle zur Kur fahren. Hier ist verständlicherweise die Ost-/Nordsee das bevorzugte Ziel.

Schliesst eine Kurklinik nicht gleich aufgrund der Entfernung aus. Eine weite Fahrt in Kauf zu nehmen, kann sich am Ende aus verschiedenen Gründen mehr lohnen, als die Klinik am Heimatort.


Zusage oder Ablehnung?
Ihr habt eine Zusage bekommen. Super! Die weitere Vorgehensweise steht im Genehmigungsschreiben. Bei mir lief die Weiterleitung meiner Unterlagen und die Terminanfrage in der Kurklinik über die Arbeitsgemeinschaft Eltern & Kind Kliniken.
Die von mir gewählte Klinik, war die selbe Klinik, die mir von der Krankenkasse empfohlen wurde, allerdings konnte ich die Kur trotz Übereinstimmung mit der Krankenkasse nicht in meiner gewählten Klinik durchführen. Aus gesundheitlicher Sicht bzw. nicht vorhandenem Abschluss der Genesungstherapie, hat die Kurklinik meine Aufnahme abgelehnt bzw. auf ein halbes Jahr später verschoben. Da meine Genehmigung durch die Krankenkasse aber vorher abgelaufen wäre, habe ich mich dazu entschieden nach einer anderen Klinik zu suchen. Hierbei hat mich die Arbeitsgemeinschaft sehr gut unterstützt.
Solltet ihr die Kur von der Krankenkasse genehmigt bekommen haben, aber nicht die Kurklinik die ihr Euch ausgesucht habt? Verzweifelt nicht gleich! Ruft bei Eurer Krankenkasse an und bittet um das gewünschte Kurheim, in der Regel ist eine Änderung kein Problem.

Wenn ihr eine Absage bekommen habt, solltet ihr so schnell wie möglich Widerspruch einlegen. Eine genaue Frist findet ihr in Eurem Ablehnungsschreiben. Ich meine hierfür hat man 4 Wochen Zeit. Ist dort keine sogenannte „Rechtsbehelfsbelehrung“ (wie zum Beispiel der Hinweis, dass ein Widerspruch innerhalb eines Monats schriftlich oder zur Niederschrift eingelegt werden kann) zu finden, habt ihr ein ganzes Jahr Zeit.
Gebt bitte nicht gleich auf, denn in mehr als 50% der Fälle erfolgt erst im zweiten Anlauf eine Genehmigung! Auch bei einem Widerspruch unterstützen und beraten Euch die oben genannten Beratungsstellen.

Wichtig ist, dass ihr unmissverständlich klar macht, warum ihr diese Kur benötigt. Die Sachbearbeiter sind auch nur Menschen wie du und ich, denen die Notwendigkeit einer Kur für Euch erst deutlich gemacht werden muss.
Hilfreich bei einer Ablehnung kann auch sein, wenn ihr Euch über die Gründe der Ablehnung erkundigt und nachfragt, welche weiteren ärztlichen Atteste notwendig sind.


Wie sieht so ein Kurgang aus?
Ein Kurgang geht in der Regel über drei Wochen.
Am Anreisetag oder am darauffolgenden Tag findet ein ausführlicher Gesundheitscheck statt, aufgrund dessen dann Euer Therapieplan festgelegt wird.

medizinische Anwendungen
-   medizinische Bäder
-   Inhalation
-   Kneipp-Anwendungen

Sporttherapie
-   Pilates                                      -   Rückenschule
-   Fitness                                     -   Klimatherapie
-   Kindergymnastik                        -   Eltern-Kind-Gymnastik
-   Auqajogging                              -   Wassergymnastik
-   Kinderschwimmtraining              -   Wassergwöhnung für Kinder

Physiotherapie
-   Krankengymnastik                     -   Fangopackungen und Massagen
-   physikalische Anwendungen       -   Migränemassagen
-   Lymphdrainage                          -   Fussreflexzonenmassage
-   Ultraschalltherapie


psychologische/pädagogische Beratung
-   Einzel- und Gruppentherapie
-   Gestaltungstherapie
-   Leben-, Erziehungs- und Partnerschaftsberatung
-   Stressbewältigungsstrategien
-   Entspannungstechniken

Schulungen/Vorträge
-   Asthmaschulung
-   Neurodermitisschulung
-   Ernährungsberatung
-   Life Kinetik

Eure Kinder werden während Eures Kuraufenthaltes in altersgerechten Gruppen im Kindergarten betreut.
Schulpflichtige Kinder haben in den meisten Orten die Möglichkeit die Schule zu besuchen, erhalten Schulunterricht direkt in der Klinik oder können an der Hausaufgabenbetreuung in der Kurklinik teilnehmen.


Nach Beendigung der Kur?
Damit ihr den Erfolg Eurer Kur auch längerfristig sichern könnt, solltet ihr die während der Kur erlernten Erfahrungen auch weiterhin zu Hause versuchen umzusetzen.
Auch wenn nicht alle Sportarten, Tipps und Entspannungstechniken etwas für einen sind, gibt es zumindest ein zwei Dinge die umsetzbar sind. Ganz wichtig ist, das ihr Euch regelmäßig Zeit für Euch nehmt und Dinge die Euch Spaß machen macht.
Fest steht auch, ihr fahrt nicht drei Wochen zur Kur und danach verändert sich Euer ganzes Leben. Ihr müsst aktiv daran arbeiten, das erlernte umzusetzen. Nicht von heute oder morgen, auch nicht nächste Woche. Macht Euch Gedanken wo ihr jetzt steht, wo ihr hin wollt und wie ihr dieses Ziel/diese Ziele erreichen könnt.
Ihr müsst nicht sofort wieder richtig funktionieren, auch wenn dies vielleicht nicht nur Eure, sondern auch die Erwartungshaltung anderer ist. Lebt Euch zu Hause ein und gebt auch Euren Kindern die Chance dazu sich wieder umzustellen, so eine Kur ist nicht nur für Euch ein Ausnahmezustand.
Ihr könnt Euch bei der Krankenkasse oder Eurer Beratungsstelle nach weiterführenden Kursen, Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfegruppen und ähnlichem erkundigen. Ihr seit nicht alleine mit Euren Problemen. Hilfreich sind hier auch Internetforen, in denen man andere Betroffene trifft und vielleicht entstehen ja auch persönliche Kontakte.
Plant Euch Eure Ruhepausen fest ein und scheut Euch nicht davor, Hilfe von anderen anzunehmen, auch wenn dies meist sehr schwer fällt. Ihr müsst nicht perfekt sein oder immer perfekt funktionieren. Andere tun dies auch nicht, es fällt uns selber nur meistens nicht auf!


Die Alternative zur Mutter-Kind-Kur? Die Vater-Kind-Kur
Nicht nur Mütter leiden unter Stress, auch Väter haben dieses Problem.
Früher gab es nur die Mutter-Kind-Kur, aber seit 2002 steht diese Kurform auch Vätern zu. Sie haben grundsätzlich den selben Anspruch auf eine Kur wie Mütter, allerdings machen nur wenige Väter von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Im Kurantrag muss glaubwürdig aufgeführt werden, dass der Vater den wesentlichen Teil der Erziehungsverantwortung trägt und sich seinen Erschöpfungszustand durch einen Arzt attestieren lassen. Dann sollte die Genehmigung der Kur auch kein Problem sein.


Falls ihr noch fragen zum Thema Kur habt, gerne her damit. Vielleicht habt ihr aber auch selber schon eine Mutter-Kind-Kur gemacht und habt Tipps für die Beantragung, dann hinterlasst doch ein Kommentar unter diesen Post.

Als nächstes ist eine Packliste für die Kur und mein Erfahrungsbericht geplant. Bis dahin wünsche ich Euch noch einen schönen Abend.